Les Fleurs du Mal – die Saat ist aufgegangen
Seit einigen Tagen kursiert in der Gemeinde Klipphausen ein obskures Pamphlet. Ein Zeitgenosse macht darin Stimmung gegen den Bürger und Gemeinderat Manfried Eisbein. Neben charakterlichen Defiziten unterstellt er ihm, in der Gemeinde „wertvolle und harte Arbeit von Personen in den Dreck zu ziehen oder anzuprangern“. Herr Eisbein soll auf seiner Webseite Unwahrheiten und Hetze verbreiten. (Herr Eisbein hat noch nie eine Webseite betrieben)
Das Pamphlet endet mit vielen Grüßen und „Zeit für Wahrheit – Klipphausen“. Großartig! Ein oder eine Sophie Scholl verkündet „Die Wahrheit“ in Klipphausen. und bringt sie unters Volk mit Handzetteln. Sie schreibt, was die „überwiegende Mehrheit“ denkt, aber nicht wagt auszusprechen. Eine mutige Stimme erhebt sich gegen Terror, Angst und medialen Mainstreem. Der Verfasser möchte offenbar anonym bleiben. Konkrete Beispiele für seine Anschuldigungen gegen den vermeintlichen Übeltäter bringt er allerdings nicht. Aus Liebe zur „Wahrheit“, gewiss. Er hätte seine Anschuldigungen natürlich auch hier im Bürgerforum veröffentlichen können, konkret, sachlich, ohne Denunziation und Hetzte. Für alles andere wäre „unsere alte“ BILD-Zeitung selbstredend die bessere Adresse gewesen. Doch Zugegeben, inkognito bleiben, bei Nacht und Nebel Pamphlete verteilen hat seinen Charme. Sich einmal im Leben als Held fühlen, Robin Hood spielen, die Rechtschaffenen verteidigen, den Nichtsnutzen eins auswischen. Ein couragierter, Zeitgenosse, das muss man ihm lassen und ein lupenreiner Demokrat obendrein. Passend der Hinweis: „PS: Früher hat man solche Leute aus dem Dorf getrieben, aber… oder“??? Lieber Herr Anonymus, gewiss „aus dem Dorf treiben“ wäre eine Option und mittlerweile alles andere als abwegig. Zum einen könnten Sie sich auf eine respektable Tradition berufen. Zum anderen gibt es sogar schon eine parlamentarische Interessenvertretung für „Treiber mit gesundem Volksempfinden“. Ich bin mir sicher, er hat von jenen noblen Gesellen gehört, die Leute vor sich hertreiben wollen. Von jener Partei, die sich zuständig fühlt für alles, was sich bei „besorgten Bürgern“ unterhalb vom Bauchnabel aufstaut und endlich raus muss. Übrigens, zur letzten Wahl konnte sie in Klipphausen immerhin fast ein Drittel der Wähler begeistern. Ein viel versprechendes Zeichen für die Gemeinschaft und Hoffnung, dass es bald wieder los geht. Seiner Einlassung, „Es stimmt uns traurig, dass dies alles in unserer heutigen Zeit möglich ist“. muss ich uneingeschränkt beipflichten und mir kommen die Tränen. Wer hätte das gedacht, wo es dem Sapiens, seit er den Planeten unsicher macht, noch niemals so gut ging. Wo er alles denken, sagen und fast alles tun und haben kann, wenn er fleißig ist. Und trotzdem ist er unglücklich, übergewichtig und hat Sehnsucht nach Unfrieden. Traurig wirklich traurig.
Mit besten Grüßen G.L. Lippold, Schloss Scharfenberg, Abschussliste Nr. ?
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